Die Geschichte der Lou Rosenblatt (1919 bis 1924)

 

1919 mit Baader

1919 mit Baader

1926 Berlin Wannsee

1926 Berlin Wannsee

Johannes Baader, der Radikalste unter den deutschen Dadaisten, bemühte sich intensiv um Lou. Der dreizehn Jahre ältere Architekt war ein scharfsinniger Monomane und eine hochintellektuelle Persönlichkeit. Ein Jahr später hatte er Erfolg. 1919 heirateten Johannes Baader und Lou Rosenblatt.

Lou Rosenblatts Rolle in der Berliner Dadabewegung ist eine politische und aktivistische. Die Greuel des 1. Weltkriegs hatten ihr die Augen geöffnet und sie wurde Mitherausgeberin der von Baader gegründeten Zeitschrift „Die freie Strasse“, wie auch Verfasserin diverser Manifeste, Texte und Plakatgedichte.

Die Freundschaft mit Sonja Delaunay führte zu zahlreichen Reisen nach Paris. Dort konnte sie kurzzeitig Abstand zur explosiven Berliner Szene gewinnen. Ihre Kontakte zu den Pariser Surrealisten waren aus 2 Gründen wichtig: Lou hatte als eine der wenigen Künstler eine genaue und klare Vorstellung von den psychoanalytischen Forschungen Sigmund Freuds — einer wesentlichen Quelle des surrealen Denkens; und weiters entstand bei Lou ab 1921 eine Ermüdung hinsichtlich der dadaistischen Provokationen.

1927 Bauhaus

1927 Bauhaus

1928 Lou im "Breuersessel"

1928 Lou im „Breuersessel“

Als logische Fortsetzung erschien ihr das Denken der Gruppe um André Breton, Louis Aragon und Philippe Soupault. Sie wurde ein gerngesehener Gast in dieser Runde und beeinflusste Breton intensiv bei der Entstehung des surrealistischen Manifestes. Dies erwähnte Breton in Briefen an Tristan Tzara auch immer wieder: „Lous Zugang zum Traum und Unbewußten, der ihr einen Durchbruch zur bewußten Verfügbarkeit ermöglicht, ihre antikonformistische Lebenshaltung und ihre impulsive, freie Äußerung sind die Personifikation einer alogisch-synthetischen Kunstproblematik. Ihre Fähigkeit die künstlerische Blickrichtung auf das innere Modell der seelischen Konfliktsituationen zu konzentrieren, sind einzigartig.“ (1923)

1928 Paris

1928 Paris

Zusammen mit Picabia, Miro und Man Ray stellte Lou Rosenblatt in Paris aus. In ihren ironischen Bilder verband sie provokative Dadaelemente genauso wie eine lyrische, antiformalistische Bildsprache und diverse Zitate aus der Kunstgeschichte. 1924 ließ sie sich von Johannes Baader scheiden. Sein zunehmender Alkoholimus und Wahnsinn, das Festhalten an seiner gesellschaftlichen Antihaltung empfand sie als Blockade für ihre Entwicklung. → Teil 4